Danndorf liegt zwischen Gifhorn und Oebisfelde

Die obige Erkenntnis wird eindeutig belegt durch die am Ort vorbeiführenden Bahngleise. Sollte es Danndorfer geben, die bislang von der Existenz dieser Bahngleise keinerlei Kenntnis hatten, so wissen sie es spätestens seit Anfang April 2o11. Seit dieser Zeit haben die Gleisbauarbeiten der Firma Strabag im Auftrag der deutschen Bahn in Oebisfelde begonnen.

Was bislang geschah:
Als direkte Anwohner an der ICE-Strecke Wolfsburg—Oebisfelde fanden wir in unserem Briefkasten im März 2011 ein offizielles Schreiben der deutschen Bahn in Papierform. „Nanu, was wollen die denn von uns?“ war der spontane Gedanke beim Betrachten des ungeöffneten Kuverts. Es handelte sich um eine Ankündigung, dass umfangreiche Reinigungs- und Wartungsarbeiten am Gleis und am Schotterbett im Zeitraum von April bis August 2011 vorgenommen werden. Na und, dachten wir uns….“Macht das doch, wird wohl notwendig sein, trotzdem danke für die Info“. Klar, nahmen wir auch zur Kenntnis, dass dieses nicht ganz geräuschlos vonstatten gehen würde, aber wir waren schon einiges gewohnt. Allerdings kam schon der eine oder andere merkwürdige Gedanke hoch: „Wenn die Bahn uns schon direkt in Papierform anschreibt, dann wird’s diesmal wohl ‚Dicke‘ kommen“. Das Originalschreiben haben wir nicht aufgehoben, schließlich hatten wir es ja zur Kenntnis genommen. Eine kurze Recherche im Web liefert aber Vergleichbares.

Hier ein Auszug aus der Verkehrsmeldung 065/2011 der Bahn:
(Hannover, 30. März 2011) Die Deutsche Bahn AG erneuert auf der Strecke Hannover—Wolfsburg—Oebisfelde zwischen den Bahnhöfen Gifhorn und Oebisfelde das Gleis. Das Schotterbett wird gereinigt und Schienen sowie Schwellen werden erneuert.

Für die Bauarbeiten kommen Typhone zur Sicherung der Arbeiter zum Einsatz. Trotz des Einsatzes modernster Arbeitsgeräte und Technologien sind Baugeräusche auch nachts leider nicht zu vermeiden. Die Deutsche Bahn wird diese auf das unbedingt notwendige Maß beschränken und bittet die Anwohner um Verständnis für die mit den Bauarbeiten verbundenen Unannehmlichkeiten.

Weitere Informationen sowie Foto- und Videomaterial zum Thema „Bauen bei der Bahn“ stehen im Internet unter http://www.db.de/bauarbeiten zur Verfügung.

Herausgeber: DB Mobility Logistics AG
Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin, Deutschland
Verantwortlich für den Inhalt:
Leiter Kommunikation Oliver Schumacher

Besonders hervorgehoben habe ich hierbei das Wort Typhone. Was sind das denn für Geräte? Selbst die Wikipedia weiß darüber erstaunlicherweise recht wenig, lediglich, dass es sich um „ein druckluftbetriebenes Schallsignalgerät“ handelt. In der griechischen Mythologie bekommt Typhon „die Rolle des Vaters der warmen und gefährlichen Winde“ zugeschrieben… Naja, das hilft auch erst mal nicht viel weiter. Also schauen wir mal, wie von DB Mobility Logistics empfohlen, bei Bauen mit der Bahn vorbei.

Ja, wer schaut einem dann da gleich auf der ersten Seite entgegen,  „Max Maulwurf“ die Symbolfigur der deutschen Bahn. Wie niedlich. Aber was hält der denn da in der Hand? Ist das etwa ebenfalls etwas mit symbolischer Bedeutung? Obwohl dem nachgegangen wurde, war denn viel mehr auch nicht zu finden, was einem Anwohner die Bedeutung von „Bauen mit der Bahn“ für diesen selbst erklärt.

Aber eines frühen Morgens Anfang April 2011 wurde die Aufklärung in „realer Form“ schlagartig nachgeholt: Der Eindruck entstand, ein riesiger Schlund täte sich auf, begleitet vomn einem unerträglichen Gebrüll. Ab diesem Morgen wird bislang JEDER (und das sind nicht wenige) vorbeiziehende Zug mit diesem Getöse angekündigt und verabschiedet. Die Lautstärke und die Frequenz geht in der Tat „durch Mark und Bein“. Wer das noch nicht gehört hat, der glaubt es nicht. Anfangs dachten wir durch das sich nähernde und vorbeiziehende Gehupe, würde durch einen vorausfahrenden „Brüllzug“ erzeugt, direkten Sichtkontakt zu den Zügen haben wir aufgrund der Schallschutzmauer nicht. Apropos Schallschutzmauer: Diese hat im Falle der Typhone eher eine verstärkende als lindernde Wirkung. Anscheinend schaukelt sich die Frequenz der Warntöne an den Blechen des Schallschutzes erst recht hoch. Wie auch immer, Licht ins Dunkel kommt nur, wenn man sich die Angelegenheit vor Ort anschaut.

  • Schmerzlinderung durch Beobachtung
    Auch in der Medizin ist seit langem bekannt, dass Krankheiten bzw. deren Symptome gelindert werden oder sogar gänzlich allein dadurch verschwinden, indem man sie nur beobachtet. Was bot sich da mehr an, als die neue Ortsumgehung Danndorf, welche direkt an den Bahngleisen entlangführt. Hier konnte ich einige Nahaufnahmen der Flüstertüten machen. Weiterhin nahm ich mir die Zeit „in aller Ruhe“ den Zugverkehr über einen längeren Zeitraum zu verfolgen.
  • Erkenntnis
    Auch wenn es für passive Anwohner noch so störend empfunden wird, hat die Bahn meinen vollen Zuspruch, wenn sie behauptet, dass sie die Geräusche auf das „unbedingt notwendige Maß“ beschränken würde. Auf einer der zahlreichen Bahnbrücken hat man einen perfekten visuellen und akustischen Überblick. Und es ist in der Tat so, dass ein heran nahender Zug von vorn so gut wie lautlos ist. Physikalisch ist das auch vollkommen klar, denn Schall wird schließlich über die Luft übertragen und woher soll die Luft VOR dem Zug wissen, dass da gleich ein Zug ankommt. Seitlich bzw. hinter einem Zug ist dessen Fahrgeräusch weitaus lauter zu hören, was sich aus der Luftverwirbelung auch einfach ableiten läßt.  Aber diese Erkenntnis würde dem frisch überfahrenen Gleisarbeiter bzw. deren Hinterbliebenen eher schwachen Trost spenden. Er hätte keine Chance, gerade weil sein Arbeitsgerät ebenfalls Geräusche von sich gibt, welche die des herannahenden Zuges bei weitem übertönen würde.
  • Und abgehakt
    Jetzt nachdem ich mir über die Situation einen Überblick verschafft habe, ist das Thema für mich abgehakt. Vielmehr freue ich mich jetzt bei jeder Brüllattacke innerlich darüber, dass wieder ein Gleisarbeiter überlebt hat. Tauschen möchte ich mit denen jedenfalls nicht, aber sie haben mein Mitgefühl und mein vollstes Verständnis. Und eines Tages wird auch dieses vorbei sein und die normalen Fahrgeräusche der Züge werden bleiben. Hier wäre doch mal die Wissenschaft gefordert, die auch nicht gerade leisen seitlichen Fahrgeräusche irgendwie nach vorn umzuleiten. Das würde den Einsatz der Typhone ersparen, Fahrgeräuschbelästigung für Anwohner wäre verschwunden und jeder Zug würde sich selbst ankündigen.
  • Verbesserungsvorschlag
    Tja, viel fällt mir hierzu gerade nicht ein, außer eines vielleicht, dass Typhone umgetauft werden sollten zu Brüllaffen. Denn hierzu weiß die Wikipedia unter dem Absatz „Lebensweise“ eine weitaus treffendere Beschreibung:
    Brüllaffen haben ihren Namen vom lauten Brüllen der Tiere, das beide Geschlechter ausstoßen und das über mehrere Kilometer hinweg hörbar ist.

In diesem Sinne, liebe Gleisarbeiter wünschen wir gutes und (wortwörtlich) „zügiges“ Vorankommen, auf das wir euch nicht so bald wiederhören.

 

Hier ein paar Fotos von den „Brüllaffen“

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siehe auch:

  • www.waz-online.de: Kran kippt auf ICE-Strecke