Montageanleitung: Variator Vespa GT125L

Heute musste der Variator erobert werden. Brauchbare Anleitungen mit Bildern usw. sind für GT-Modelle im Netz ja echt rar, oder aber ich habe sie nicht gefunden. Lediglich die Angabe der Anzugsdrehmomente von Schrauben und Muttern waren mir wichtig, diese konnte ich schließlich ausfindig machen.

Auf los geht’s los

  • Entfernen des unteren Kotflügel-Teils
    Der untere Teil des hinteren Kotflügels besteht aus Kunststoff und ist mit zwei schwarzen Kreuzschlitzschrauben am Chassis befestigt. Sind diese entfernt, wird das Kunststoff-Teil im hinteren Teil leicht gebogen, um es auszuhaken. Hier ist vor allem beim ersten Mal Vorsicht angesagt, da bei Aufbringen von zu viel Gewalt die Gefahr besteht, dass die Kunststoff-Klinken abgebrochen werden könnten.
    Kunststoffblende entfernenKunststoffhaken vorsichtig einklinkenSchrauben für Blende sind unterschiedlich

  • Abnehmen des Variomatikdeckels
    Durch den zusätzlich gewonnenen Freiraum hat man nun den Handlungsspielraum, der für das Entfernen des Variomatikdeckels erforderlich ist.  Das folgende Bild zeigt die beteiligten Schrauben.
    Antriebsdeckel Verschraubungsplan
    * rote Pfeile
    diese 10 Schrauben lassen sich am einfachsten mit einem T-Griff Schlüsselweite 8 entfernen
    * blaue Pfeile
    Drei Schrauben, die den Luftfilter befestigen. Wenn diese entfernt sind, kann man den Luftfilterkasten bewegen, was beim Abnehmen des Variodeckels hilfreich ist.
    * grüner Pfeil
    Ölstandsmesser. Diesen erst öffnen, wenn der Deckel entfernt wird und sofort wieder verschließen, damit kein Schmutz (oder Schrauben!!) ins Öl fallen können. Das wäre sonst der Super-GAU!
  • Spezialwerkzeuge: 020423Y und 020368Y

Zwei Herausforderungen stellten sich in Form von unbedingt erforderlichem Spezialwerkzeug in den Weg, namentlich genannt mit: „020368Y – driving pulley lock wrench“ und „020423Y – driven pulley lock wrench“. Als gelernter Betriebsschlosser und Besitzer eines Elektrodenschweißgerätes waren diese Hindernisse jedoch im Laufe des vormittags aus dem Weg geräumt. Netterweise hatte Piaggio das Lüfterrad an der Kurbelwelle mit drei Gewindelöchern M4 versehen und sogar die Bohrschablone in Form eines dünnen runden Bleches am Lüfterrad für den vereinfachten Nachbau angebracht 😉 Für 020368Y wurde ein altes Computer-Festplatten Gehäuse und ein Reststück eines 1/2 Zoll Heizungsrohres zusammengeschweißt. Anschließend noch die drei 5 mm Löcher gebohrt und das Loch in der Mitte für die Nuß herausgearbeitet…Fertig war 020368Y quasi zum Nulltarif. Für 020423Y, Schlüssel fürs Hinterrad wurde aus einem Flachstahl ein 90° Winkel und zwei M10 Schrauben aus der Schraubenkiste zusammengebrutzelt. Ein wenig mit der Flex Freiraum für die Nuß gemacht, fertig. Die nächsten Versionen der Werkzeuge würden bestimmt hübscher aussehen, aber diesmal kam es mir (bis aufs Entgraten) rein auf die Funktion an. Das Herstellen dieser beiden Werkzeuge nahm bei der ganzen Variator-Aktion die längste Zeit in Anspruch, ohne diese Helfer geht aber nun nun mal gar nichts. Positiv empfand ich auch, dass das An- und Abschrauben der beiden Muttern NICHT mit einem Schlagschrauber (wie es in vielen Werkstätten praktiziert wird) vorgenommen werden kann. Wenn schon Schläge auf die Lager und Wellen, dann bitte nur durch den Motor selbst, soviel Liebe zum Gerät muss sein. So nun aber vorerst genug der Worte, es folgt eine Bilderstrecke, welche die markantesten Schritte der Montage dokumentiert.

Ein Tipp zur Bilderstrecke :
Mit dem Mauszeiger kurz über dem jeweiligen Bild verweilen, dann erscheint ein Tooltip mit einer kurzen Erläuterung, was da zu sehen ist.

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GANZ WICHTIG!!!

Beim Anziehen der vorderen Mutter MUSS der Keilriemen jederzeit FÜHLBAR frei beweglich sein! Besteht zwischen Riemenscheibe und Riemen während des Anziehens der Mutter bereits Kontakt, knackt der Drehmomentschlüssel zwar, die Anzugskraft landet jedoch im Riemen anstatt im Gewinde der Kurbelwelle. Sollte man dieses nicht beachten, könnte es die nächste Fahrt gleichzeitig die letzte sein, da der Antrieb sich in seine Bestandteile zerlegt hat. Den Riemen bekommt man in schlappen Zustand , indem man die hinteren Riemenscheiben auseinander bringt. Das schafft man entweder mit einem Keil, oder aber mit etwas Wut mit der bloßen Hand, indem man den Handballen an der Kupplung  abstützt und die eine Riebemscheibe mit allen Fingern zu sich hinzieht. Sind die Scheiben auseinander, klemmt man etwas dazwischen, um sie auseinander zu halten. In der folgenden Bilderstrecke wurde dieses mit einem Stück Kork-Lamiant bewerkstelligt, weil dieses gerade zur Hand war. Es eignet sich aber sicherlich auch ein Stück Holz, Kunststoff oder ähnliches. Das Material ist im Grunde egal, es sollte nur weicher als das Metall der Riemenscheibe sein, um diesen nicht durch Schrammen usw. zu beschädigen.

 

Dieses war jedoch nur ein kleiner Ausblick und reicht lange nicht an das MUST-HAVE eines Vespa-Schraubers heran. Für lächerliche 14,90 EUR bekommt man ein Werk mit mehr Tiefgang in die Hand. Ich bekomme zwar nichts dafür, kann dieses Buch aber unbedingt empfehlen. Nach meinen Federn, die ich bei der Vertragswerkstatt für die Inspektionen gelassen habe, war die Aufkärung mehr als überfällig.

http://www.amazon.de/Vespa-GTS-GTV-Automatik-Roller-Viertakter/dp/3768857972/

 

 

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